Neuerdings schreibe ich für das Wochenendmagazin «Friday» von «20 Minuten» eine Kolumne – diesmal über das T-Shirt-Tragen:
Mit dem TEXAS-T-Shirt begannen die sozialen Probleme. Ich war bislang Hemden-Träger, weil man als Journalist ein Outfit braucht, das überall hin passt. Dann jedoch erhielt ich dieses TEXAS-T-Shirt mit dem Longhorn-Rind drauf und kam auf den schlechten Geschmack.
In jedem noch so schäbigen Souvenirladen kaufte ich fortan ein T-Shirt. Selbst dann, wenn ich den Ort schnell wieder vergessen wollte. Nach einem Spiel der Chicago Blackhawks besorgte ich mir ein rotes Fan-Shirt mit einem Indianer-Kopf drauf, obwohl das Spiel langweilig war wie zwei Stunden Stummfilm und amerikanische Eishockey-Fans so frenetisch jubeln wie Kinopublikum.
Als ich in Iowa eine Traktorenfabrik besuchte, verliess ich sie in einem grünen T-Shirt mit Mähdrescher drauf. Seither reagiert meine Umwelt, als wäre ich Burka-Träger. Ich werde am Flughafen beim Sicherheits-Check angehalten, weil der Beamte im früheren Berufsleben Farmer war und sich nun mit mir über Traktoren unterhalten will. Wegen dem Polo-Shirt einer englischen Rugby-Mannschaft werde ich mit Dieter Bohlen verglichen.
Liebe Umwelt: Ich hatte noch nie einen Eishockeyschläger in der Hand und meine landwirtschaftlichen Fähigkeiten beschränken sich auf das Rasenmähen. Ich trage diese T-Shirts nur aus Freude an den Farben. Das ist so, wie wenn sich Leute ein Poster von Rolf Knie an die Wand hängen. Die fragt man auch nicht, ob sie Clowns oder Akrobaten sind.
Gedruckt erschienen in leicht gekürzter Fassung.