Funktioniert Instagrams neuer Mobbing-Filter? So halb. Hier ein paar Daten
16. September 2016
herrfischer
Instagram hat diese Woche eine neue Funktion eingeführt, die manche soziale Netzwerke übernehmen könnten: Neu kann man einstellen, beleidigende Kommentare auf die eigenen Bilder gar nicht erst zu sehen zu bekommen. Sie werden zwar publiziert, aber man selbst sieht sie nicht. So will Instagram nach eigenen Angaben vor allem Mobbing-Opfer schützen.
Die Funktion ist zweiteilig:
1) Kommentare automatisch mit Begriffen filtern, die oft in gemeldeten Kommentaren vorkommen (fuck you, bitch… dergleichen)
2) Selbst Begriffe und Phrasen auflisten, was vor allem für Communities oder User interessant sein dürfte, die den immer gleichen Beschimpfungen ausgesetzt sind.
Aber funktioniert das auch?
Wir arbeiten derzeit an einer Studie über User, die auf Instagram Fotos von Selbstverletzungen posten. Wir haben dabei auch die Kommentare ausgewertet. Beschimpfungen machen zwar nur einen kleinen Teil aller Kommentare auf diese Bilder aus (der grösste Teil entfällt auf Diskussionen, gefolgt von Empathie und Mahnungen, siehe Grafik), können aber sehr heftig sein. Kommentare wie:
Und, zufrieden mit der Aufmerksamkeit die du bekommen hast? Tu der Welt den gefallen und bring dich um du minderbemitteltes Stück Scheiße
Manchmal noch mit Wahlkampfwerbung:
Fuck off faggot go back to your safespace and off yourself cunt ps trump 2016
Ich habe mit Hilfe von AntConc die signifikantesten Begriffe aus dem Korpus der Beschimpfungen gesucht und händisch etwas nachgebessert, um nicht zu viele Nicht-Beschimpfungen mit auszufiltern. Entstanden ist diese Liste:
attention, whore, fucking, shit, aufmerksamkeit, stupid, deeper, seeker, opfer, behindert, dumb, pussy, dumm, disgusting
Nicht sehr einfallsreich, nein. Aber das ist der Vorteil. Die Begriffe reduzieren die Beschimpfungen um fast die Hälfte, ohne die anderen Kommentare stark anzugreifen (selbst bei Diskussionen weniger als 10 % Reduktion):
Kein Allerheilmittel also, aber auch nicht schlecht. Die sich ständig wiederholenden Beschimpfungen filtert es aus. Gegen Kommentare allerdings, die ohne jedes Schimpfwort auskommen («Probier mal das blut als ketchup zu verwenden. Mit pommes frites schmeckt das prima!»), ist die Methode natürlich wirkungslos.
Die Resultate sind noch work in progress und hier nur grob zusammengestellt.