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Beiträge aus der Kategorie ‘Ich und Deutschland’

Die sieben Schwaben

13. Januar 2013

herrfischer

Wo liegt eigentlich dieses Schwaben, über dessen Einwohner und vor allem Auswanderer so viel diskutieret wird? Die „NZZ am Sonntag“ hat heute drei verschiedene Schwaben ausgemacht. Es müssten mindestens sieben sein.

Das mittelalterliche Herzogtum Schwaben, das lag hier:

Historische Schwaben

Das gesprochene Schwaben ist hingegen etwas kleiner:

Gesprochene Schwaben

Dann ist da das Schwaben der Bayern:

Schwaben der Bayern

Und schliesslich das Schwaben der Schwaben:

Schwaben der Schwaben

Sehen die Badenser natürlich etwas anders:

Schwaben der Badenser:

Und erst recht die Berliner, für die Schwaben hier liegt:

Schwaben der Berliner

Und dann ist da noch das Schwaben der Schweizer:

Schwaben der Schweizer

Kompliziert, diese Schwaben.

Das Oktoberfest, oder: Warum sich die Deutschen beim Alkohol einig sind

22. September 2012

herrfischer

Die Deutschen sind nicht die grössten Trinker der Welt. Aber die kollektivsten. Nirgendwo ist die Gruppe derer, die keinen Alkohol trinkt, so klein wie in Deutschland. Ein paar Zahlen…

Pünktlich zum Beginn des Oktoberfests ist im Magazin der Süddeutschen Zeitung eine grossartige Reportage erschienen. Sie handelt eigentlich von den Wiesnwirten, den Hintermännern der Bierzelte. Nebenbei geht es aber noch um etwas anderes, nämlich unsere Gesellschaft. Deutschland heute.

In der Reportage wagt der Wiesnwirt Ludwig Hagn eine Analyse:

»Vielleicht ist der Erfolg der Wiesn darin begründet, dass wir eine Single-Gesellschaft sind, dass die Familienbildung weiter zurückgefahren worden ist (…) Auf der Wiesn sind sie für ein paar Stunden in einer Gesellschaft, in der alle dasselbe wollen (…)«

Das ist ja eigentlich schon interessant, dass es in einer Gesellschaft ein Etwas gibt, auf das sich alle – wenn auch nur für ein paar Stunden, aber immerhin – einigen können. Und dieses Etwas, das könnte in Deutschland tatsächlich das Bier, bzw. der Alkohol sein. Schauen wir uns ein paar Zahlen an! Weiterlesen

Heppenheimer Trutzburg abgerissen

6. Juni 2012

herrfischer

Jetzt ist es also passiert im schönen Heppenheim an der beschaulichen Bergstrasse: Die illegale Trutzburg, die der Imker Volker Sieradzki eigenhändig in den Weinberg gebaut hat, wurde heute abgerissen.

Schon vor ein paar Monaten waren die Bagger im Weinberg und haben ein bisschen an Sieradzkis Kräuterspirale gekratzt. Offiziell, weil es auch für diese keine Baubewilligung gab. Aber wahrscheinlich auch einfach, um zu testen, ob es zum Volksaufstand kommt, wenn die Bagger kommen. Schliesslich war die Burg beliebt, Abriss also politisches Risiko.

Der grosse Aufstand bleib aus. Aber Unterschriften haben einige Heppenheimer gesammelt für den Erhalt der Burg, kleine Demonstrationen veranstaltet, ein Komitee gebildet und im Rathaus vorgesprochen. Genutzt hat es nichts. Der Beigeordnete des Landkreises hat den Abriss durchgesetzt. Weil nicht sein darf, was nicht sein darf.

Ich hatte Sieradzki neulich in seiner Burg besucht, um für die «NZZ am Sonntag» eine Reportage darüber zu machen, warum Leute heute noch Burgen bauen. Aber Sieradzki hatte mir dann gleich erklärt, dass es ihm nie um eine Burg gegangen sei. Burgen seien ihm Wurst. Er habe ein Naturschule für Kinder bauen wollen, aber gewusst, dass man im Weinberg nicht bauen darf. Deshalb habe er etwas bauen wollen, was jedem gefällt. Deshalb eine Burg. Weil Burg: Gefällt jedem und sieht auch schon als Baustelle gut aus.

Und so stürzte Sieradzki seinen Heimatort in ein Dürrenmatt’sches Bühnenspiel, bei dem ein Dorf und seine Verwaltung am Ende etwas tut, das niemand tun möchte, das alle als «tragisch» und als «bitter» bezeichnen, aber dennoch tun, weil ja jeder gleich behandelt werden müsse.

Nur: Warum eigentlich? Es ist doch Wurst, wenn jemand etwas darf, was ein andere nicht darf. Wir stürzen deswegen nicht in den nächsten Unrechtsstaat (auch in Heppenheim ist in all den Jahren, in denen die Behörde dem Burgenbauen tatenlos zugeschaut hatte, nicht die Anarchie ausgebrochen). Nein, es gibt dieses schöne Zitat von Karl Kraus: «In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige.» Nicht für das Recht, das Richtige.

PS: Dies ist der erste Beitrag auf meiner vollständig überarbeiteten Website. Fängt ja gut an, das Ganze.